Farbgeschichten
Der Stoff, aus dem die Farben sind
Was sind eigentlich Pigmente?
Sie sind der farbgebende Bestandteil einer Farbe. Es handelt sich dabei um staubfein zermahlene, wasserunlösliche Pulver. Ihren Ursprung können sie aus Mineralien, Erden und sogar edlen Gesteinen haben, synthetisch hergestellt sein oder auch von Pflanzen stammen.
Menschen haben schon immer versucht Farben zu sammeln und zu bewahren. Dabei entstanden so einige abenteuerliche Geschichten.
Besteht Indisch Gelb wirklich aus dem Urin von Kühen? War eine grüne Farbe Schuld an Napoleons Tod? Und aus was bestand die Farbe Mumienbraun?
Komm mit auf eine Abenteuerliche Reise rund um die Welt der Farben, Pigmente und Aquarellmalerei.
Mit "Baumsaft" malen?
Damit die wertvollen Pigmente am Papier, der Leinwand, auf Metall oder auf Holz haften bleiben, braucht es ein Bindemittel, das die staubfeinen Farbkörnchen umhüllt und auf dem Untergrund haften lässt. Das Bindemittel bestimmt übrigens die Farbart - mit ein wenig Leinöl entsteht zum Beispiel eine Ölfarbe.
Bei Aquarellfarben ist es der Saft der Akazie, das Gummi Arabikum.
Die bernsteinfarbenen, getrockneten Brocken haben die Eigenschaft mit Wasser immer wieder lösbar zu sein.
So kannst du die Farben aus dem Näpfchen, aus dem Kasten oder sogar auf dem Papier immer wieder aktivieren und bis zum letzten Pigment nutzen.
Schon gewusst:
Nicht nur in Aquarellfarben, sondern auch in vielen unserer Lebensmittel versteckt sich Gummi Arabikum. Schau mal genau auf die Zutatenliste. Oft versteckt sich der Saft der Akazie hinter der Nummer E414.
Befreiende Farben
Das Besondere an den kleinen Aquarellfarben ist, dass sie die Künstler damals sowie heute unabhängig vom Atelier, der Staffelei, von schweren Leinwänden, geruchsintensiven Lösungsmitteln und etlichen Tuben machten.
Man braucht nur seinen Farbkasten, etwas Wasser und Papier.
In Brocken, gepresst und später in Porzellannäpfchen und in Kästen wurden die kleinen Farben immer beliebter.
So unabhängig sie den Künstler machen, so unberechenbar und eigenwillig können die Farben sein, wenn man sie lässt.
Blaues Gold
Nichts war teurer, als reines Blau. Als Primärfarbe ist sie nicht zu ersetzen.
Damals gab es nur wenige Wege an das blauen Pigmente zu kommen. Waid und Indigo ergaben durch Fermentation ein tiefdunkles Blau.
Die aufwendige "Waschung" des Halbedelsteins Lapis Lazuli brachte ein leuchtendes Blau hervor, dass teurer war als Gold.
Heute findet man diese Pigmente kaum noch, da sie durch synthetische Alternativen ersetzt wurden.
Außer hier.
Maya Blau
Dieses besondere Pigment wurde schon im Jahr 800 vom Volk der Maya hergestellt. Es besteht aus echtem Indigo und einem Silikat. Das Gemisch wird über mehrere Stunden auf 100-250 Grad erhitzt. Das macht es extrem witterungs- und lichtbeständig.
Mit diesem Prozess kann Maya-Blau ganz unterschiedliche Nuancen haben. Türkis, grünlich, meerblau bis tiefblau sind möglich. Bei mir seht ihr gerade die helle Variante.
Als Aquarellfarbe ist sie sehr lasierend und transparent und eignet sich so wunderbar zum illustrieren von Himmel und Wolken.
Die Geschichte der Farbe steckt auch voller makaberer und schauriger Details.
Mit Maya-Blau wurden nicht nur Gemälde oder Wände bemalt.
Als heilige Farbe wurden auch Menschen mit Maya Blau bemalt - die als Opfer für die Götter endeten.
Indigo
Echtes Indigo aus Indigofera tinctoria ist kaum noch im Handel zu finden, da es durch synthetische Alternativen abgelöst wurde.
Du erkennst das echte Indigo noch an dem Pigmentcode NB1, wobei das "N" auf den natürlich, pflanzlichen Ursprung hinweist.
Das echte Indigo hat durch die Fermentation einen typischen, leicht strengen Eigengeruch - dies ist ein Erkennungszeichen.
Schon gewusst:
"Blau machen" kommt aus der Indigofärberei, denn erst in Verbindung mit Sauerstoff zeigt sich die tiefblaue Färbung.
Nach dem Färbeprozess hatten die Arbeiter nichts weiter zu tun, als die leicht gelblich bis grünlichen Stoffe aufzuhängen und zu warten. An der Luft passierte nun das blaue Wunder.